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"Die Geschichte der zufriedenen Augen"

Aktualisiert: 1. Juli



bei ihrer Ankunft im Sommer 2020 bei mir


und 3 Jahre später

„Relajada“ hat den zufriedensten Blick den man sich vorstellen kann, wenn sie schmerzfrei ist.

Ihre Geschichte fing direkt nach dem Kauf an wild zu werden:

Sie bewegte sich ab dem ersten Tag unwillig, blieb oft einfach mitten im Spaziergang stehen, trug den Kopf unglaublich tief und die Hinterhand bewegte sich steif und die Tritte waren kurz, der Hals unbeweglich.

Sie entwickelte nach ersten Untersuchungen des Kreuzbeins und ersten physiotherapeutischen und osteopatischen Behandlungen und Übungsserien nur langsam ein besseres Gefühl für Raum und Bewegung. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von mittel zufrieden auf unzufrieden sobald ein grosstrittiger Schritt geübt wurde, oder die Biegung zu eng wurde.

In den nächsten zwei Jahren wurde sie an mehreren schmerzverdächtigen Stellen weiter untersucht, und wenn die Tagesverfassung es ihr erlaubte, wurde sie gerade Strecken spaziert, Kilometer weit spaziert.

Meinen kleinen Sohn konnte sie an guten Tagen tragen, mich nur absolut selten, eher eigentlich nie.

Bis wir dann endlich weiter fündig wurden. Nach langem Suchen entdeckten Tierärzte auf Röntgenaufnahmen eine Veränderung an der Halswirbelsäule C6-C7. Kann das denn sein, bei einem Jungpferd (5-6), eine auffällige Veränderung im Wirbel zu finden? Leider ja. Es kann sein, dass die leicht verschwommene Kontur des Wirbels auf dem Bild einen ungünstigen Zustand zeigt, welcher entweder durch einen Unfall erzeugt wurde oder aber auch, dass es einfach eine genetische Malformation ist (ECVM). Was wir wissen ist, dass die Vielfalt der Gen-Mischvarianten in Rassen-Pferden immer kleiner wird.

Es kann sogar sein, dass diese genetische Veränderung fehlende weiche Strukturen im Bereich Halswirbel/Brustwirbel hervorbringen und die gesamte Stabilität im Brustkorb nehmen.

 

 

Nun kenne ich die limitierten Bewegungen meiner Stute bereits so genau, dass ich mir solche inneren Bilder sehr genau vorstellen kann. Durch die stillen Schmerzen (nix da jetzt reite sie endlich!) hat sich durch Stress ein unschönes

Magengeschwür gebildet. Zum Glück besitzen heutzutage teils Tierärzte portable Gastroendoskopiegeräte, welche die genauen Gesundheitszustände im Magen anzeigen können. Die zusätzliche Diagnose des Magenulkus war nicht erfreulich aber verständlich und aufschlussreich.

Nun wusste ich mehr, konnte ihr durch gezielte Medikation den Schmerz im Magen lindern.

Während ich mich in Sachen Ernährung ein Stück schlauer machte, kriegte ich endlich meine Heuanalyse und konnte nach einer mehrwöchigen (24 Stunden Raufutter)- Behandlung und somit einer adipösen (sie war fiel zu dick) Phase eine Rationsberechnung machen, um sie besser einzustellen. Es ging ihr sichtlich besser, der entspannte Blick war zeitweise zurück. Nun haben wir eine goldene Mitte gefunden in Sachen Ernährung und Bewegung. Doch durch die limitierten Möglichkeiten im Bewegungstraining (beim Trab schmerzen sie die Erschütterungen, welche durch die Bewegung verursacht werden zwischen Halswirbel und Brustwirbel) habe ich mich für einen abrupten Ortswechsel entschieden. Sie soll 24 Stunden selbstbestimmte Bewegung erhalten. Obwohl ich die Pferde nie in Stallhaltung oder einer engen Padockhaltung habe, wünsche ich mir für sie ein Maximum an verbesserten Umständen.

Sie wird auf die Gemeinschafts-Weide gehen, zusammen mit ihrer Freundin (die Freundin hat ebenfalls seit ihrer Geburt ein Magengeschwür, wir suchen noch nach dem Grund dafür). Da werden die Zwei eingewöhnt und beobachtet. Wenn es ihnen gefällt, dann dürfen sie dort bleiben.

Wieso spritz du nicht Cortison? Fragen mich viele….Weil das in ihrem Fall nicht die Lösung ist. Cortison ersetzt keine hypermobilen oder fehlende Strukturen und es "heilt" keine überlastete Vorhand mit arthrotischen Veränderungen an verschiedenen Stellen.

Was bedeutet es ein Pferd langfristig gesund zu halten/pflegen? Auf jeden Fall bedeutet es nicht Schmerz und Krankheit zu ignorieren. Oder es bedeutet auch nicht Ausdruck von Unwohlsein als Ungehorsam zu deuten.

Ich versuche eine Gefühlsäusserung wegen mangelndem Komfort meiner Pferde, nicht zu unterbinden. Ich bin dankbar, wenn sie sich mir anvertrauen. Jedoch nicht jedes Pferdeleben hat ein solch schweres Schicksal, zum Glück. Lass uns trotzdem hinhören, hinfühlen, versuchen Zeichen zu deuten….. so behalten wir länger die wunderschöne Zufriedenheit in den Augen unserer Pferde.



 

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