Was heisst es, wenn ich meinem Pferd im Alltag Selbstbestimmung zumute. Keine Angst, das ist nicht gleichzusetzen mit eigenem Kontrollverslust, sondern es bestärkt das Pferd darin, seine Bedürfnisse kommunizieren zu dürfen.
In erster Linie sollte diese Selbstbestimmung dem Pferd Zufriedenheit schenken. Kann es sich bewegen wann es möchte? Kann es mehr oder weniger trinken/fressen wenn es ihm danach ist?
Ein Beispiel aus meinem Trainingsalltag: Meine Stute Relajada hat offensichtlich keinen guten Tag oder hatte keine gute Nacht. Wir wissen nicht, was die Tiere in der Nacht alles erleben. Also hören wir gut hin, vor einem Trainingsbeginn. Relajada kommuniziert mir ihren besorgten Zustand dadurch, dass sie nebst ihrer körperlichen Steifheit, welche ich sofort an der Art wie sie auf mich zukommt erkenne, weitere wichtige Signale sendet. Sie lässt sich heute am Kopf ungern anfassen, Sie geht einen Schritt zur Seite, sobald sie mein (ihr) Caveson entdeckt. Sie bleibt jedoch bei mir stehen und schickt die Herde weg. So möchte sie mir sagen, dass sie Aufmerksamkeit braucht, aber heute eben eine ganz behutsame. Ich gehe auf sie ein, indem ich die Trainingsutensilien erst einmal weglege. Ich bleibe neben ihr stehen und entspanne mich. Sie geniesst den Moment ohne Erwartungen meinerseits. Ich warte ab. Nach einer Weile frage ich sie, ob ich mich einen Schritt nähern darf. Ich darf. Ich atme bewusst ganz tief ein und aus. Ich überlege mir, dass eine Körperarbeit Sitzung besser angebracht ist, als Versammlungstraining und gehe auf sie ein. Auch die Dauer der Sitzung bestimmt sie. Sie darf sich entziehen, wann immer sie genug davon hat. Ich bin dankbar, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt hat, dass ich sie in ihrem Versuch sich mitzuteilen verstehe. Und sie ist dankbar, dass ich ihr Training von heute sie selber bestimmen lassen habe. Wir beide sind dankbar, das verstärkt die Bindung und wir sind uns wieder einmal ein Stück näher gekommen.
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